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Kambium

Nives Widauer

Der Elisabethplatz wird zum Projektionsraum für Nives Widauers 44-minütiges Video »Kambium«. Auf einer großen Leinwand zwischen Bäumen und Zeughaus wiegen sich lange, rutenförmige Weidenzweige in langsamem, fast melodischem Rhythmus.

Der Titel des Videos verweist auf die Biologie des Baumes: Als »Kambium« bezeichnet man die Schicht zwischen Rinde und Holz, deren Gewebezellen für das Wachstum nach innen und außen zuständig sind. Die vielfältigen Zuschreibungen der Trauerweide, die aus ihrer Fähigkeit der ständigen Erneuerung, Anpassungsfähigkeit und Biegsamkeit abgeleitet werden, beinhalten nicht selten Symboliken von Traumzeichen, Mutterschaft oder Neugeburt.

Die Videosequenzen Nives Widauers entwickeln in all ihren überbordenden Referenzen an das Motiv eine sehr eigene Bildwelt, die in ihrer Zeitlosigkeit und atmosphärischen Verklärung etwas absolut Gegenwärtiges schafft: Gefilmt in Slow Motion, entwickelt sich bei geringer Schärfentiefe ein intensiver Sog, der den Betrachterinnen und Betrachter in die übergroße Projektion eintauchen lässt. Bei feststehendem Bildausschnitt gestaltet der Wind eine zunehmend hypnotische, wogende Trance in der Bewegung. Zwischen Wiederholung und dramatischem Aufruhr der Zweige entsteht ein kraftvolles Bild, das im Spiel mit den nuancierten Grüntönen eine tanzende, anthropomorph anmutende Dynamik entwickelt.